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Funkmast bei Sonnenaufgang
Funkmast bei Sonnenaufgang

19.02.2025

Wenn in einem Bahnnetz das Kommunikationssystem ersetzt wird, muss die bestehende Infrastruktur für einen nahtlosen Übergang an das neue System angepasst werden. Anja Jung war drei Tage lang als Teil des Boess-Teams auf einer Pilotstrecke in der Westschweiz unterwegs. Hier berichtet sie von der Begehung einer Strecke, die mit «Future Railway Mobile Communication System» (FRMCS) ausgerüstet wird.

Anfang August 2024 habe ich meine neue Stelle als technische Projektassistentin bei Boess angetreten. Nach einigen Einführungs- und Sicherheitsschulungen begleitete ich meine Kollegen bei einer Begehung eines FRMCS Projekts. Zu Beginn konnte ich mit dem Begriff wenig anfangen, doch meine Kollegen Sven und Dominik erklärten es mir so: Nach über 30 Jahren Laufzeit wird FRMCS die bisherige GSM-R (Global System for Mobile Communications - Railway) Technologie per Mitte der 2030er Jahre ablösen. Dieser Umstieg beginnt mit einer Anpassung der Basisinfrastruktur. Daran sind wir bei Boess Engineering AG bei der Planung mehrerer Pilotstrecken in unterschiedlichen Sprachregionen der Bahn massgeblich beteiligt.


Unsere Rolle im Projekt

Die Pilotstrecke, an deren Begehung ich teilnahm, liegt in der Westschweiz und umfasst über 25 Antennenstandorte. Diese gewährleisten die Datenversorgung der Züge und die Sprachkommunikation des Zugspersonals. Die Planung der Masten, einschliesslich der Statik und der unmittelbaren Umgebung führt in diesem Projekt unser Partner Haldemann Planer durch. Boess übernimmt im Projekt nebst der Verantwortung für die Gesamtplanung auch die gesamte Elektroplanung.


Ziel der Begehung

Während drei Tagen besichtigten wir alle geplanten Antennenstandorte inkl. Bahntechnik-Gebäude. Die aktuelle Situation wurde dokumentiert, wobei die Stromversorgung, die Erdung sowie die verfügbaren und benötigten Kapazitäten für den Ausbau im Vordergrund standen. Zusätzlich wurde darauf geachtet, wo es möglich ist, die FRMCS-Infrastruktur unabhängig von der bestehenden GSM-R-Infrastruktur aufzubauen. Diese Lösung würde ermöglichen, die bisherige Technik nach erfolgreichem Parallelbetrieb ohne Systemunterbruch zurückzubauen.

Funkmast auf einem Perron
Funkmast auf einem Perron
Bisherige Funktechnologie GSM-R
Bisherige Funktechnologie GSM-R

Meine persönlichen Erfahrungen

Die Begehung fand unter laufendem Bahnbetrieb statt - inklusive Fahrtwind von vorbeirasenden Zügen. Für die Sicherheit sorgte, nebst den Ausbildungen und der persönlichen Schutzausrüstung der Beteiligten, ein Sicherheitschef der Bahn. Gewisse Antennenstandorte waren sich sehr ähnlich und ihre Bestandsaufnahme dementsprechend kurz. An anderen Standorten müssen verschiedene Lösungsansätze geprüft werden, um deren optimale Erschliessung zu planen. Wir von Boess freuen uns bei diesem Technologieumstieg dabei zu sein und so die zukünftige digitale Eisenbahnkommunikation vorantreiben zu können.

Funkantenne der Bahn an einem Freileitungsmast eines Energieversorgers
Funkantenne der Bahn an einem Freileitungsmast eines Energieversorgers
Bahnstrecke unter einer Strassenbrücke neben dem Freileitungsmast mit der Funkantenne
Bahnstrecke unter einer Strassenbrücke neben dem Freileitungsmast mit der Funkantenne

Was ist FRMCS eigentlich?

Das Future Railway Mobile Communication System FRMCS ist das zukünftige, auf 5G-basierte, digitale Kommunikationssystem des Schienenverkehrs. Im Vergleich zum aktuellen GSM-R Standard (Global System for Mobile Communications - Railway), erhöht FRMCS die Effizienz und macht die Kommunikationsinfrastrukturen der Eisenbahnen sicherer. Zudem ist die neue Technologie so konzipiert, dass eine nahtlose Kommunikation zwischen verschiedenen Eisenbahnsystemen ermöglicht wird.


Autorin: Anja Jung, technische Projektassistentin Boess Engineering AG